Schülerforschungszentrum (SFZ) Berchtesgadener Land eröffnet Netzwerkschule in Burghausen

 

Vor eineinhalb Jahren musste der Landkreis Altötting den Kürzeren ziehen. Die Einrichtung eines Schülerforschungszentrums scheiterte, der Förderantrag vom Bundesministerium für Bildung und Forschung wurde abgelehnt. Nun wird das Projekt doch noch realisiert; in einer anderen Form und nicht unter Regie des Landkreises. Und auch die Raumfrage, die damals noch offen war, ist nun geklärt: Am Burghauser Kurfürst-Maximilian-Gymnasium entsteht eine Netzwerkschule, eine Art Zweigstelle, des Schülerforschungszentrums Berchtesgadener Land. Die Entscheidung ist so frisch, dass sich Schulleiter Christian Wagner und Projektverantwortliche Dr. Tatjana Tannenberg bei der Bezeichnung noch nicht ganz sicher sind. Aber Zweigstelle, das dürfte passen, finden sie. Gerade werden die Gerätschaften geliefert und aufgebaut, Schulungen der Lehrer stehen an. Den Betrieb wird der neue Forschungsstandort nach den Weihnachtsferien aufnehmen.

Das KuMax-Gymnasium hatte bislang – wie viele andere Schulen, gleich welche Schulform – eher lose mit dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land zusammengearbeitet. Ab und an kamen Vertreter des Forschungszentrums für einen Vormittag an die Schule oder Klassen fuhren dorthin, um an Experimenten in den MINT-Fächern, also in Fächern mit Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft oder Technik als Schwerpunkt, teilzunehmen. Zunehmend machte das Forschungszentrum die Erfahrung, dass die Einrichtung nur von den nähergelegenen Schulen genutzt werden kann, da die Schüler wenig mobil und die Anfahrtswege ansonsten weit sind. Prof. Dr. Claudia Nerdel, Leiterin des Zentrums, entschied daher, eine Dezentralisierungsstrategie zu fahren, also ein Netzwerk an Schulen aufzubauen, an denen das Schülerforschungszentrum angesiedelt ist. Ein Standort entsteht im Landkreis Altötting am KuMax. Das zweite Gymnasium, das zur Zweigstelle wird, ist das in Laufen. Hier liegt der Fokus auf der Ökologie.

Der Grund, warum Burghausen den Zuschlag bekam, ist Dr. Tatjana Tannenberg, die nun ein extra Stundenkontingent bekommen hat, mit dem sie das Zentrum in Burghausen leiten wird. Die Lehrerin hat eine Karriere in der Biochemie hinter sich, ist mit der Materie also bestens vertraut und bereits mit dem Schülerforschungszentrum vernetzt. Ihre Idee sei es auch gewesen, die Biotechnologie zum Thema am KuMax zu machen, erzählt sie. Schulen, die künftig Interesse haben, in diesem Bereich zu experimentieren und denen der Weg nach
Berchtesgaden oder München, wo mit der TUM der nächste Standort wäre, zu weit ist, kann künftig nach Burghausen kommen. In der Regel dauert der Besuch einen Schultag lang. Die Experimente leitet ein geschulter Lehrer oder Tannenberg selbst. Zielgruppe sind Schüler der Q11, wobei sich dies noch ändern könnte, haben schließlich auch die neunten Klassen dieses Thema im Lehrplan.

Die Burghauser Idee überzeugte das Forschungszentrum, in Zusammenarbeit mit AMGEN Biotech Experience stellt es Tannenberg für ihre Arbeit teures Equipment zur DNS-Isolierung als Dauerleihgabe zur Verfügung.”Mir ist es wichtig, das grundlegende Verständnis der Schüler zu steigern und Spaß an MINT-Inhalten zu vermitteln”, sagt Tannenberg. Schulleiter Christian Wagner möchte erreichen, dass das Angebot “unbegründete Ängste in Verbindung mit diesem Themengebiet” abbaut. Doch was sind biotechnologische Experimente? Tannenberg bringt das den Schülern in anschaulichen Fallbeispielen nahe.”Bin ich ein Schmecker oder Nicht-Schmecker?”lautet etwa der Titel eines Experiments. Ob Bitterstoffe gut geschmeckt werden können, könne man anhand der DNS ablesen, die die Kursteilnehmer extrahieren und analysieren; ebenso, ob der Schüler eine Lerche oder eine Eule ist; also ein Frühaufsteher oder ein Langschläfer. “Das ist eine tolle Chance, Biochemie kurzweilig aufzubereiten”, sagt Tannenberg. Im theoretischen Unterricht sei diese Materie schließlich extrem trocken. Und: Das Angebot helfe, Schüler ausfindig zu machen, die die Materie besonders gut beherrschen und Spaß daran haben. Diese könnten extra gefördert werden.

Quelle: pnp vom 1.11.22 (Foto und Text: Richter)

Als Nächstes lesen